Zum Abschluss der Förderperiode großes Interesse
Am Dienstag, den 24. Mai 2022 tagte der Auswahlausschuss des Vereins Regionalentwicklung Hohenlohe-Tauber e.V. in den Sozialtherapeutischen Gemeinschaften Weckelweiler in Kirchberg an der Jagst, um über die eingereichten Projektanträge im europäischen Förderprogramm LEADER zu entscheiden. Mit dem jetzt vollzogenen Abschluss der laufenden Förderperiode gab es nochmals einen großen Ansturm auf die Fördergelder der Europäischen Union (EU) und des Landes Baden-Württemberg.
Das Budget des LEADER Projektaufrufs des Vereins Regionalentwicklung Hohenlohe-Tauber e.V. vom 03. Februar 2022 setzte sich aus ursprünglich 227.900 Euro EU-Mittel und den entsprechenden Mitteln des Landes Baden-Württemberg zusammen. Durch Rückflussmittel konnten die EU-Mittel auf insgesamt 240.314 Euro aufgestockt werden.
Insgesamt 15 Projektanträge sind beim LEADER Verein eingegangen, davon wurden zwei Anträge aus mangelnder Umsetzungsreife zurückgezogen und zwei weitere Anträge als nicht förderfähig eingestuft. Somit blieben 11 Projektanträge übrig, über die der Auswahlausschuss in seiner Sitzung am 24. Mai 2022 entscheiden musste. Die Entscheidung war nicht einfach, da die angemeldeten EU-Mittel der 11 Projektanträge mehr als das Doppelte der ausgelobten EU-Mittel benötigten.
Somit war klar, dass nicht alle Projektanträge vom Auswahlausschuss mit einer Förderung bedacht werden können. Es kam zum erwarteten Wettbewerb in der Endplatzierung der Anträge. Gut, dass das Auswahlverfahren von LEADER Projekten anhand von Kriterien erfolgt, die der Auswahlausschuss für jeden Projektantrag anzuwenden hat. Dadurch ergibt sich eine Priorisierung der einzelnen Projekte in Abhängigkeit von der jeweiligen Gesamtpunktzahl. Das Projekt mit der höchsten Punktzahl steht an Nummer 1 der Reihenfolge. Danach folgen die anderen Projekte je nach Gesamtpunktzahl.
Am Ende der Sitzung konnten sich insgesamt drei kommunale Projekte und ein Vereinsprojekt durchsetzen. Zu den vom Auswahlausschuss beschlossenen Projekten zählt das der Gemeinde Igersheim für den geplanten Kauf eines multifunktionalen Anhängers bzw. Marktwagens. Die Umsetzung und der Betrieb des Marktwagens erfolgt in Kooperation zwischen der Gemeinde Igersheim und dem BürgerNetzWerk Igersheim. Mit dem Vorhaben soll ein Erlebnis-Wochenmarkt auf dem zentralen Möhlerplatz in der Gemeinde Igersheim geschaffen werden. Das Ziel ist hierbei die Begegnung und der Austausch zwischen Einwohnern und Direktvermarkterinnen / Direktvermarktern. Gleichzeitig soll die Nahversorgung durch gesunde, regional und saisonal erzeugte Lebensmittel gesteigert und ein Beitrag zur Gesundheitsbildung geleistet werden. Insbesondere neu einsteigende Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter profitieren von diesem Vorhaben, da sie ihre Produkte über den Markwagen anbieten können. Zusätzlich kann der Marktwagen der Gemeinde Igersheim von anderen Gruppierungen für ihre Aktivitäten zur Stärkung der Gemeinschaft genutzt werden.
Das Projekt der Evangelischen Kirchengemeinde Lendsiedel in Kirchberg an der Jagst zählt ebenfalls zu den ausgewählten Projekten im LEADER Programm. Das Vorhaben bezieht sich auf den Umbau des ehemaligen Schulhauses zu einem Gemeindehaus. Das ehemalige Schulhaus aus dem 18. Jahrhundert soll ein Gemeinschaftshaus mit Treffpunkt und Begegnung aller Generationen der kirchlichen und weltlichen Gemeinde in der Ortsmitte von Lendsiedel entstehen. Mit der geplanten Barrierefreiheit im EG des Gemeindehauses soll den Menschen mit Behinderung ein freier Zugang für Begegnung geschaffen werden.
Ein weiterer kommunaler Projektantrag fand in der Sitzung den Weg zu einer Förderung im LEADER Programm. Nachdem der Hohenlohekreis bereits im vergangenen Projektaufruf eine Zusage für die Errichtung von Radservicepunkten in den Kommunen Kupferzell, Schöntal-Westernhausen und Waldenburg erhalten hat, möchte der Landkreis in einem Folgeantrag zwei weitere Radservicepunkte in Mulfingen-Buchenbach und Krautheim errichten. Sowohl Nutzer von E-Bikes als auch von herkömmlichen Fahrrädern profitieren von diesem Vorhaben. Der Hohenlohekreis möchte den Ausbau der nachhaltigen Mobilität und seiner erforderlichen Infrastruktur weiter voranbringen. Und das nicht nur für touristische Gäste, sondern für alle Menschen des Landkreises und der benachbarten Regionen. Die Radservicepunkte enthalten eine Überdachung, Fahrradständer, eine Radservicestation mit Werkzeug und einen E-Bike-Ladeschrank mit Schließfächern.
Das vierte und letzte ausgewählte Projekt ist der Antrag des Quellhof e.V. aus Kirchberg an der Jagst. Mit der Errichtung eines Outdoor Pavillons möchte der Verein einen Seminar- und Werkraum schaffen, in dem ganz wetterunabhängig Angebote zur Naturpädagogik angeboten werden können. Vor allem handwerkliche Angebote wie das Schmieden, Schnitzen, Sensen, Schleifen und der Bogenbau können im geplanten Pavillon angeboten werden. Dieses Angebot richtet sich an Jugendliche wie zum Beispiel Schulklassen oder Jugendgruppen aber auch Erwachsene.
Nachdem das ausgelobte Budget für die vier genannten Projekte verbraucht war, blieb für die verbleibenden sieben Projektanträge, die im Ranking auf den weiteren Plätzen folgten, am Ende leider nur der Trost, dass sie als mögliche Nachrückerprojekte dem für LEADER in Baden-Württemberg zuständigen Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz mitgeteilt werden sollen. Falls es im Jahr 2022 doch noch zu einer landesweiten Auswahlrunde kommen sollte, kommt vielleicht das ein oder andere Nachrückerprojekt aus Hohenlohe-Tauber zum Zug. Hierfür gibt es zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch keine verbindlichen Aussagen.
Blieb am Ende der Sitzung leider die Erkenntnis, dass es noch eine Reihe von guten LEADER Projekten in Hohenlohe-Tauber gibt, die jetzt aber nicht mehr zum Zug kommen werden, weil die Förderperiode beendet ist. Es gilt den Blick nach vorne zu richten. Hohenlohe-Tauber bewirbt sich aktuell um die Aufnahme in das neue LEADER Programm 2023–2027. Der Start ist für Anfang 2023 vorgesehen. Zuvor gibt es einen Wettbewerb der besten Konzepte und hier gilt es sich gegen die Konkurrenz im Land durchzusetzen.